Küchenlatein

Die Begriffe, die hier unter der Überschrift „Kardamons Küchenlatein“ zusammen gefasst sind, entsprangen dem Probenalltag der Musiker von Kardamon. Beim Arrangieren, Einstudieren, Interpretieren gab es immer wieder Situationen, wo einer dem anderen seine musikalischen Ideen klar machen wollte, und da nicht immer die herkömmlichen Begriffe dafür geeignet schienen, wurden einfach neue geschaffen. Ginge es nach den Musikern von Kardamon, müsste man also alle Lehrbücher der Formenlehre und des Arrangierens neu schreiben … Viel Spaß beim Lesen!

angefreet und angemodalt: Partizipien der Verben „anfreen“ und „anmodalen“. Angefreete Musik ist Musik, die einen Hauch von Free-Jazz in sich trägt (siehe Duftspur). Analoges gilt für angemodalte Musik und den Modaljazz.

Breiludium, leicht köchelnd

Budl, die (salopp): alternative Bezeichnung für Schoellers Instrument: das Schlagzeug

chromatische Linie nach unten, die: Terminus, der aus einer nebulosen Anweisung Kleinraths entstand, Teissen möge eine „chromatische Linie nach unten“ spielen. Dieses musikalische Konzept konnte sich aber innerhalb der Jazztheorie nicht durchsetzen u. musste einem höher entwickelteren Platz machen (siehe teilweise nicht gespielte chromatische Linie nach unten).

dMB, das: Abk. f. „dynamisches Monster-Break“. Siehe auch uMB.

Duftspur, auftaktig: eine von Teissen geprägte Anweisung; bestand ursprünglich in einer an Schoeller gerichteten Bitte, dass letzterer diese doch musikalisch hinterlassen möge.

fag (nicht engl.): Abk. f. „fast goar nix“. Siehe auch mafg.

F. I. I. K., das: Abk. f. „Forum für inter-instrumentale Kommunikation“; F. I. I. K. ist ein Synonym für Kardamon.

Fry Jazz: missglückte Kreuzung von Free Jazz und Freier Improvisation; wird wohl nur eine vorübergehende Rolle in der Musikgeschichte spielen.

geiler Japaner, der: Begriff aus der Aufführungspraxis. Während die Spielanweisung “Spiel einen Japaner!” für einen Schlagzeuger bedeutet, dass er möglichst wie ein Drumcomputer (d.h. monoton und ohne Temposchwankungen) spielen sollte, hat die Anweisung “Spiel einen geilen Japaner” zur Folge, dass der Mann hinter der Budl ebenso präzise spielt wie zuvor, aber ohne jegliche Monotonie, dafür aber mit mehr Sexappeal.

Improvisation, die: „Komposition ist selektive Improvisation.“ (Igor Strawinsky)

Intrextro, das: einzigartige musikalische Form, bei der die Introduktion unmittelbar ins Extro mündet. Zu hören am Ende von Kardamons Version von „Django“.

Intrextrostinato, das: bis dato Theorie gebliebene musikalische Form; Weiterentwicklung des Intrextro. Harrt noch einer Realisierung durch ein Arrangement der Herren von Kardamon.

Kardamon, der (Elettaria cardamomum): Staude aus der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae); dient bes. als Würze für kammermusikalische u.  improvisierte Musik.

K. wird in Indien als „Königin der Gewürze“ bezeichnet u. ist nach Safran das wertvollste der tropischen Gewürze. Es stammt von einer schilfartigen Staude, die in den feuchten Bergwäldern Indiens heimisch ist.

K. wirkt anregend auf Gehirn und Gemüt: Er hilft bei Depressionen u. Antriebsarmut, belebt nach chronischer Erschöpfung u. Krankheit, beruhigt, ist appetitanregend u. fördert die Verdauung. Außerdem gilt K. als Aphrodisiakum. In der indischen Naturheilkunde ist K. seit über 4000 J. bekannt; in Mitteleuropa erst ab dem 7. Jh. Seine Verwendung ist vielfältig: Er kommt in Gebäck und Lebkuchen vor u. dient zur Verfeinerung von Wurstwaren u. Likören, aber auch von Tee u. Kaffee.

Kiste, die (salopp): alternative Bezeichnung für Teissens Instrument: den Kontrabass.

LzA, die: Abk. f. „Lizenz zum Auflösen“: Musikern mit LzA ist es erlaubt, Metrum und/oder Harmonik jederzeit aufzulösen, es sei denn, der Komponist/die Komponistin des jeweiligen Stücks ist anwesend und untersagt es ihnen.

mafg: Abk. f. „mehr als fast goar nix“ (siehe auch fag)

OFF: Abk. f. „open for fudling“. Beschreibt jenen Abschnitt der musikalischen Form, der offen für freie improvisatorische Ausflüge, vulgo Gefudel, ist. (siehe auch SF)

Okopu, der: Abk. f. „Ostinato-Kontrapunkt“. Zu hören im Thema der Kardamon-Version von „Blue In Green“.

Okpo, der: Kurzbez. f. Teissens Original-Kardamon-ProbenhOcker. Das Copyright für diesen Terminus besitzt Schoeller.

PSS, das: Abk. f. „Pseudo-Schlagzeugsolo“.

r. h. R., das: Abk. f. „relativ hörbares Rubato“.

sexy MF: ein fälschlicherweise Prince (aka TAFKAP, aka Symbol) zugeschriebener Terminus. In Wirklichkeit aber erfanden dieses Oxymoron die Herren von Kardamon. Es ist die Kurzform für einen reizvollen, lang gehaltenen Ton, für die „Sexy Mega-Fermate“ eben.

SF: (1) Abk. f. „still fudling“. Bezeichnet im Unterschied zu OFF einen Bereich im Rahmen einer Komposition, in dem wieder die üblichen musikalischen Gesetze in Kraft sind, aber dennoch Überreste von vorher vollzogenen Auflösungen nachwirken. In der musikalischen Praxis ist meist einer der Musiker von Kardamon noch freischwebend am Fudeln, während die anderen bereits wieder Bodenkontakt hergestellt haben und zu den Gesetzen der musikalischen Gravitation sowie der Trägheit der Form wieder zurückgekehrt sind. (2) Abk. f. „Science fiction“, in der es bisweilen auch um Probleme der Gravitation und des Orbitierens in höheren Sphären geht.

sKWE, die: Abk. f. „sommerliche Kardamon-Wiesen-Exkursion“, ein Ausflug der Mitglieder von  Kardamon in ein burgenländisches Dorf zum Zwecke der Fortbildung; nicht zu verwechseln mit WWF.

SMS, das: Abk. f. „sexy Mini-Solo“, vgl. dazu sexy MF.

Talent, das: (1) „Talent ist nicht Leistung, Glieder sind kein Tanz.“ (Hugo v. Hofmannsthal); (2) „Man darf sich vom Geld nicht korrumpieren lassen. Kunst ist bekanntlich nicht nur Talent- sondern auch Charaktersache.“ (Michael Haneke)

teilweise nicht gespielte chromatische Linie nach unten, die: ist die Tonfolge F – Des – C; zu hören in „My Funny Valentine“ (und sicher in einer Unzahl von Stücken, die in f-Moll stehen).

Terrassenagogik, die: ein von Teissen in die Musiktheorie eingeführter Begriff, der (im Regelfall gewollte) Temposchwankungen innerhalb eines Stückes bezeichnet.

uMB, waffenfähiges: Abk. f. „ultimatives Monster-Break“. Das uMB wird in der jüngeren Geschichte des Jazz sehr selten verwendet, da es äußerst gefährlich ist. Die Explosivität dieses Unisono-Martellatissimos könnte nämlich zu Schädigungen des Gehörs wie auch des Gehirns führen.

WWF, der: Abk. f. „Wald-und-Wiesen-Funk“ (eine Musik, die jede durchschnittliche Schulband auch zu spielen imstande ist).

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